Ein Schatz, den man nicht verlieren darf
In Hagen a.T.W. befindet sich Deutschlands größte Süßkirschen-Sammlung, die nicht nur Obstliebhaber, sondern auch Naturliebhaber begeistert. Hier wird Geschichte lebendig: Alte Kirschsorten, die inzwischen fast vom Aussterben bedroht sind, werden als Mutterbäume gepflegt und in liebevoller Handarbeit für zukünftige Generationen erhalten.
Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem dezentralen Netzwerk, das die Deutsche Genbank Obst (DGO) im Laufe der vergangenen Jahre aufgebaut hat. Diese Bundeseinrichtung sorgt dafür, dass landwirtschaftliche und gärtnerische Kulturgüter nicht nur gesammelt, sondern auch aktiv weitergegeben werden. Hagen a.T.W. ist seit 2007 stolzer Teil dieses Netzwerks und beherbergt eine beeindruckende Vielfalt von rund 350 Kirschbäumen, die von 2004 bis 2012 auf den Flächen am Hagener Jägerberg gepflanzt wurden.
Da die Natur immer auch ein wenig eigensinnig sein kann und Bäume auch mal absterben, ist es wichtig, dass die alten und seltenen Sorten nicht nur in Hagen, sondern an mehreren Orten angebaut, gepflegt und somit erhalten werden. Kirschsorten können nicht durch Saatgut, also die Kirschensteine, erhalten werden. Hierfür sind Reiser nötig: Einjährige Triebe mit Blattknospen, die für die Veredelung der Bäume in einer Baumschule genutzt werden. So bleiben die Erbstücke der Obstgeschichte lebendig und wachsen im wahrsten Sinne des Wortes weiter.
Damit die DGO genau die Reiser von den Sorten erhält, die vervielfacht werden sollen, sind die Kirsch-Ehrenamtlichen der Gemeinde Hagen a.T.W. im Winter auf dem Kirschlehrpfad unterwegs, um den alljährlichen Reiserschnitt vorzunehmen. Anja Oetmann-Mennen bringt ihre Expertise und Leidenschaft als Agrarwissenschaftlerin ein, Albert Grafe, ebenfalls ehrenamtlich für die Gemeinde tätig, unterstützt sie mit viel Herzblut dabei. Gemeinsam haben sie in diesem Jahr von 13 verschiedenen Sorten mehrere Reiser geschnitten und per Post an die DGO in Dresden-Pillnitz geschickt. Hier werden sie veredelt und die so entstandenen Jungbäume an andere Standorte der Genbank weitervermittelt.
„Es handelt sich hier in Hagen wirklich um einen Schatz alter Sorten, den man nicht verlieren darf“, beteuert Oetmann-Mennen, die sich ebenfalls für die Kontrolle und Pflege des Kirschlehrpfades wie auch für die Ernte und Herstellung des leckeren Hagener Kirschchutneys engagiert. Außerdem bietet sie mehrmals im Jahr Führungen auf dem Kirschlehrpfad an. Albert Grafe hilft gerne bei der Ernte und Pflege des Kirschlehrpfades und unterstützt die Gemeinde auch beim anstehenden Kirschblütenmarkt am Sonntag, dem 6. April, wenn er die Besucherinnen und Besucher am Kirschstand über die Arbeit der Ehrenamtlichen und die vielen Hagener Kirschprodukte informiert.
Wer sich ebenfalls für das Thema "Kirsche" in Hagen a.T.W. engagieren möchte, kann sich unter Tel. 05401-97759 oder berelsmann@hagen-atw.de bei der Gemeinde melden.