Volkstrauertag
Die Gedenkfeiern fanden am Sonntag, den 19.11.2023 um 10.30 Uhr am Ehrenmal an der Gellenbecker Kirche und um 12.15 Uhr am Ehrenmal auf dem Martinus-Friedhof statt.
"Als die Waffen im Mai 1945 in Deutschland und Europa schwiegen, war die Hoffnung groß, dass dies ein langes Schweigen werden würde. Und tatsächlich: Zu einem Krieg in Deutschland ist es seitdem nicht mehr gekommen. Das liegt auch daran, dass die Deutschen die Verbrechen ihrer Geschichte anerkannt haben und ihre europäischen Nachbarn dazu bereit waren, Schritte der Verständigung zu gehen. Der wichtigste Schritt nur wenige Jahre nach Kriegsende war die Integration des ehemaligen Kriegsgegners Deutschland in die Europäische Gemeinschaft, das bis heute erfolgreichste Friedensprojekt in Europa.
© Gemeinde Hagen a.T.W.
Kern dieses Friedensprojektes ist die deutsch-französische Versöhnung, deren Grundbaustein, der Élysée-Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden ist. Er ist damit älter als jede Friedensperiode zwischen den Angehörigen dieser beiden Nationen in den letzten Jahrhunderten. Ein wichtiges Element der Verständigung zwischen den früheren Erbfeinden war die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ bringt der Volksbund bereits seit 1953 junge Menschen zur gemeinschaftlichen Gräberpflege und zum Austausch in Europa zusammen. Auch die Oberschüler*innen sind jedes Jahr für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Einsatz, um Spenden zu sammeln.
Heute gehören darüber hinaus internationale Austauschprogramme, die binationalen Jugendwerke und internationale Reisen ohne Visa zu den Selbstverständlichkeiten in Europa. Auch Hagen a.T.W. pflegt einen intensiven partnerschaftlichen Austausch mit der polnischen Stadt Barczewo.
Mit Trauer blicken wir auf den Krieg in der Ukraine. Dort führt der russische Angriff, der nun schon eineinhalb Jahre andauert, zu entsetzlichem Leid. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer mussten schon ihre Wohnorte verlassen, viele sogar aus ihrem Heimatland fliehen. Die Daheimgebliebenen müssen täglich um ihr Leben fürchten – aufgrund von Angriffen aus der Luft, direkten Kampfhandlungen am Boden und des Terrors der russischen Besatzer. In den russisch besetzten Gebieten der Süd- und Ostukraine bleiben ihnen grundlegende Menschenrechte verwehrt. Unvorstellbar scheint, dass es in naher Zukunft wieder ein friedliches und vertrauensvolles Miteinander zwischen Ukrainern und Russen geben kann.
In Hagen a.T.W. leben derzeit 108 ukrainische Personen und 138 Menschen mit russischer Staatsangehörigkeit und zeigen, dass ein friedliches Miteinander funktioniert. Als europäische Zivilgesellschaft ist es unsere Aufgabe, weiterhin die Solidarität mit der Ukraine zu leben.
Auch der israelische-palästinensische Konflikt beschäftigt uns mit großer Sorge. Es ist ein äußerst komplexes und sensibles Thema, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Menschen in der Region und auf der ganzen Welt hat. Die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten leidet unter den Folgen des Konflikts. Es ist wichtig, dass die internationale Gemeinschaft ihre Bemühungen unterstützt, um eine Deeskalation der Gewalt zu erreichen und den Weg für Verhandlungen und eine politische Lösung zu ebnen.
© Gemeinde Hagen a.T.W.
Ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv für Frieden einzusetzen. Wir müssen uns gemeinsam für eine Zukunft einsetzen, in der Gewalt und Konflikte durch Dialog und Verständigung überwunden werden. Es ist meine Überzeugung, dass der Frieden nur durch gemeinsame Anstrengungen und den respektvollen Umgang miteinander erreicht werden kann. In diesem Sinne wünsche ich mir für eine gerechte und dauerhafte Friedenslösung im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Am Volkstrauertag, an dem wir aller Opfer von Gewalt und Kriegen auf der gesamten Welt gedenken, heißt das auch, die Betroffenen in ihrer Trauer nicht allein zu lassen, sondern an ihrer Seite zu stehen. Der Tod eines Menschen hat immer etwas Endgültiges und ist niemals reversibel.
Für uns Deutsche bedeutet es, dass unser Totengedenken mit Bezug zu den Weltkriegen eine Mahnung ist. Die Toten – der vergangenen wie der aktuellen Kriege – zeigen uns, wie wichtig der europäische Frieden ist und welche Bedeutung es spielt, Vorurteile abzubauen und sich aktiv und gemeinsam für den Frieden zu engagieren."
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Bürgermeisterin Christine Möller